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Prof. Dr. Selma Meyer

Selma Meyer, 1881 in Essen geboren, stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie und absolvierte zunächst eine Musiklehrerinnenausbildung in Berlin. Nachdem Frauen 1908 in Preußen zum Studium zugelassen waren, holte sie das Abitur nach und studierte ab 1910 in Berlin Medizin und promovierte am 4.7.1916 mit der Arbeit "Über die Prognose der Geburtslähmung des Plexus brachialis". Am 1.2.1917 erfolgte die Approbation. Das praktische Jahr absolvierte sie an der Kinderklinik der Charité bei Prof. Adalbert Czerny. Die Assistenzzeit verbrachte sie bei Prof. Arthur Schlossmann an der Düsseldorfer Kinderklinik, wo sie am 1.11.1921 zur Oberärztin der Infektionsklinik ernannt wurde.

Am 27.1.1922 habilitierte Selma Meyer als erste Frau im Fach Pädiatrie (als zweite Frau an einer deutschen medizinischen Fakultät) und wurde am 19.12.1927 als erste Frau in Deutschland zur außerordentlichen Professorin für Kinderheilkunde an der Medizinischen Akademie Düsseldorf ernannt. Sie forschte schwerpunktmäßig zu Infektionskrankheiten, Hämatologie und zur Sozialpädiatrie. Selma Meyer fungierte auch als Chefärztin am Auguste-Victoria-Haus für Säuglinge und Kleinkinder, war des weiteren Dozentin an der Westdeutschen Sozialhygienischen Akademie Düsseldorf und an der Niederrheinischen Frauenakademie.

Zu ihrer universitären Lehrtätigkeit und ihrer Fähigkeit, MitarbeiterInnen zu wissenschaftlichem Arbeiten zu motivieren, führte Prof. Arthur Schlossmann in einem Gutachten aus: "Hinzu kommt, daß Frl. Dr. Meyer ein hervorragendes Lehrtalent besitzt, eine treffliche, allgemein anerkannte Rednerin ist und daß sie die auf den Infektionsabteilungen arbeitenden Ärzte zu wissenschaftlicher Tätigkeit anzuleiten verstanden hat."1

Am 31.3.1929 beendete Selma Meyer ihren Dienst als Oberärztin und eröffnete eine eigene Praxis für Kinderkrankheiten und Röntgendiagnostik in Düsseldorf, in der Jägerhofstr. 3. Sie gehörte weiterhin dem Lehrkörper der Medizinischen Akademie an. Am 7.9.1933 wurde ihr die Lehrbefugnis entzogen; von 1934-38 war sie Schulärztin der Jüdischen Gemeinde. Zum 30.9.1938 wurde ihr durch die "Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz" wie allen jüdischen Ärzten die Approbation entzogen, sie wurde ausgebürgert und ihr Vermögen wurde konfisziert. 1939 emigrierte sie nach England und 1940 in die USA. In New York betrieb sie von 1940 bis zu ihrem Tode, 1958, wieder eine kinderärztliche Praxis.

1 Personalakte Selma Meyer im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (HStA Düsseldorf, 97781); vgl. Peter Voswinckel: Dr. Selma Meyer (1881-1958) - Erste Professorin für das Fach Kinderheilkunde in Deutschland. In: Bettina Wahrig-Schmidt (Hrsg.): Die Professionalisierung der Frau. Bildung, Ausbildung und Beruf von Frauen in historischer Perspektive. Lübeck 1997, S. 115–123, hier S. 118. Vgl. Habilitationsakte Selma Meyer in: Universitätsarchiv Düsseldorf 1/2, 1131.

Selma Meyer Hörsaal

Mit 400 Plätzen ist 13 A der größte Hörsaal in der Medizin. Der Fakultätsrat der Medizinischen Fakultät und der Vorstand des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) haben beschlossen, dass der HS 13 A den Namen dieser außergewöhnlichen Ärztin tragen soll, die an der Medizinischen Akademie Düsseldorf tätig war und ein schweres Schicksal während des Nationalsozialismus erlitten hat. Vor allem der frühere Prorektor Prof. Dr. Klaus Pfeffer und die Inhaberin des früheren Lehrstuhls für historische Bildungsforschung an der HHU, Prof. Dr. Gisela Miller-Kipp, hatten sich seit 2018 für die Benennung eingesetzt. „Mit dieser Namensgebung würdigen wir, wie sehr sich Selma Meyer für das Wohl anderer eingesetzt hat. Auch für uns ist es heute wichtig, Ausbildungswege zu ermöglichen und weiter zu verbessern, Neuland zu betreten und begangenes Unrecht niemals zu vergessen“, erklärt Prof. Pfeffer.

 

Im Vorraum und im Hörsaal wurden die Schriftzüge „Selma Meyer Hörsaal“ angebracht. Strahlender Blickfang im Hörsaal ist ein großformatiges auf Glas gearbeitetes Gemälde (200 x 265 cm) der Künstlerin Meral Alma (35), das eine Frau mit geschlossenen Augen und Krone zeigt. Prof. Miller-Kipp hatte die Stiftung dieses Bildes im Sinne einer angemessenen Würdigung der bedeutenden Düsseldorfer Ärztin initiiert. „Mit Meral Almas Werk haben wir ein Motiv gefunden, das zu Selma Meyers Vita passt und für mutige Frauen steht, die ihren Lebensweg selbstbewusst gestalten und Erfolg haben“, so Prof. Pfeffer.
 
„Jeder könnte diese Person sein“, sagt Meral Alma über ihr Kunstwerk. „Das Format und die Art, wie das Bild gearbeitet wurde stehen für die Größe, den Mut, die Kraft und zugleich die Anmut, die jeder Mensch in sich trägt“. Mit ihrem Gemälde, das die mehrfache Preisträgerin der Kunstakademie Düsseldorf zum Andenken an Selma Meyer stiftete, möchte sie ein Zeichen setzen dafür, den eigenen Lebensweg zu finden und ihn ungeachtet jedweder Widerstände und Diskriminierungen zu gehen.

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